Saison 2021/2022
26.6.2022 München Isarphilharmonie
Joseph Haydn: Die Schöpfung
Dir.: Sonja Lachenmayr
klassik.com vom 29.6.2022
Sonja Lachenmayr debütiert als Dirigentin bei den Münchner Philharmonikern
Als Haydn durch das Teleskop schaute...
Im Abschlusskonzert des Festivals „MPHIL 360°“ der Münchner Philharmoniker erklang Joseph Haydns „Schöpfung“ in der Isarphilharmonie in München. Das Festival unter dem Motto „Space Odyssey“ rahmte über das letzte Juni-Wochenende eine Reihe von Veranstaltungen ein, die in außergewöhnlichen Formaten für den kleinen Geldbeutel gestaltet waren; darunter Konzerte unter Krzysztof Urbański, ein Aktionstag zum Thema Nachhaltigkeit und Klimawandel sowie ein „Symphonic Mob“. Im Zentrum des Festivals sowie des Abschlusskonzertes stand neben Kosmos und Erde auch die Jugend. So bestand das Orchester in Haydns Schöpfung nicht nur aus Mitgliedern der Münchner Philharmoniker, sondern auch der Orchesterakademie der Münchner Philharmoniker und des Odeon Jugendsinfonieorchesters, letztere einstudiert von Julio Doggenweiler Fernández.
Sonja Lachenmayr gab mit dem Konzert ihr Debüt bei den Münchner Philharmonikern. Die 30-jährige Dirigentin wusste die fragmentierte Konstellation der Profis gemischt mit Jugendlichen gut zusammenzuhalten, indem sie eher sichere als belebte Tempi wählte. Das dynamische und ausdrucksstarke Dirigat riss Chor und Orchester mit, besondere Beachtung schenkte sie dabei Gestaltung und Phrasierung der Chorpartien. Der Philharmonische Chor, einstudiert von Andreas Hermann, konnte im Forte mit seiner gewohnten Stimmgewalt glänzen, blieb jedoch an leisen Stellen teils hinter dem Orchester versteckt.
Die Solisten waren mit der Sopranistin Theresa Dax als Gabriel, dem Tenor Thomas Kiechle als Uriel und dem Bass Manuel Winkhler als Raphael besetzt. Dax war kurzfristig eingesprungen, zeigte dennoch eine sichere Phrasierung der Koloraturen und berührte in ihren Arien mit einer weichen Interpretation. Die Rollen der Eva und des Adams waren mit Flore van Meerssche und Jonas Müller – zwar unüblich, aber durchaus lohnend – zusätzlich besetzt. Die Sopranistin sang eine überzeugende Eva mit vollem Klang und stilsicherem Vibrato. Der erst 22-jährige Bariton zeigte sich als exzellente Besetzung des Adams mit sauberer Intonation und gefühlvollem Timbre und hätte durchaus die gesamte Basspartie des Oratoriums übernehmen können.
Ergänzt wurde das Oratorium von physikalischen Erläuterungen zur Entstehung des Universums, der Erde und der Menschheit. Vor den drei Teilen des Werks lockerte Astrophysiker und Fernsehmoderator Harald Lesch mit gewitzten Vorträgen den Konzertabend auf informative Weise auf. Das Bühnenbild wurde von Lichtdesigner Philip Foidl mit einer kunstvollen Licht-Choreographie gestaltet. Auf plakative, aber doch beeindruckende Weise gab sie dem Konzertsaal eine Atmosphäre, die an die Weiten des Weltraums erinnerte und die „Space Odyssey“ gelungen abrundete.
Kritik von Lisa Böffgen
MM vom 28.6.2022
Haydns „Schöpfung“ als Domäne der Jugend
Die Stelle in Haydns „Schöpfung“ ist heutzutage heikel – wenn Eva sich Adam unterwirft, zum Beispiel mit den Worten: „Dir gehorchen bringt mir Freude, Glück und Ruhm.“ Sopranistin Flore van Meerssche lässt sich aber nicht verunsichern. Ernsthaft und würdevoll, mit herrlichen Bögen und geschmackvoller Phrasierung gestaltet sie diese Passagen. „Ihr“ Adam Jonas Müller ist erst 22 Jahre jung. Natürlich ist da die Stimme noch im Wachstum und im Werden. Aber wie klug er in den Text hineingeht, die Worte mit Sinn und Klang auflädt und sie mit großem Stilempfinden singt, lässt aufhorchen.
Die Jugend steht im Fokus beim Abschlusskonzert des Mphil 360˚-Festivals. Aus Spenden, die Freunde und Förderer der Münchner Philharmoniker zur Unterstützung von Nachwuchskräften und Freischaffender während der Pandemie erhalten haben, wurde dieses Konzert geboren. Die Investition lässt sich in ihrer Bedeutung nicht hoch genug einschätzen: Wie lange es wohl für die Musikerinnen und Musiker des Odeon-Jugendsinfonieorchesters (Einstudierung: Julio Doggenweiler Fernández) nachwirkt, ein so großes Oratorium neben den Profis aus den Reihen der Münchner Philharmoniker und ihrer Akademie zu spielen? Welche Früchte es trägt? Auch für die jungen Solisten Theresa Dax (Gabriel), Thomas Kiechle (Uriel) und Manuel Winckhler (Raphael) ist dieser Abend eine wunderbare Möglichkeit, ihre anspruchsvollen Partien so früh in der Karriere in der Isarphilharmonie zu präsentieren und über sich hinaus zu wachsen.
Sonja Lachenmayr, Jahrgang 1992, dirigiert Haydns Klassiker mit sichtbarem Engagement, aber eher gemäßigten Tempi. In puncto Risikominimierung ist das verständlich. Juwel der Aufführung ist in seiner Musikalität und Klangschönheit der Philharmonische Chor (Einstudierung: Andreas Herrmann), der sich hörbar als Protagonist versteht. Und wie Astrophysiker Harald Lesch in Kurzreferaten Tiefgang mit Humor, Nachdenklichkeit mit Unterhaltung verbindet, gibt dem Abend die ideale Abrundung.
MAXIMILIAN MAIER
SZ vom 28.6.2022
Kritik:
Eine Feier des Lebens
Joseph Haydns "Die Schöpfung" hat trotz seines etwas verzopften und aus feministischer Sicht Kopfschütteln erzeugenden Texts heute leider mehr Aktualität denn je. So bildete das Oratorium von 1798 in der Isarphilharmonie den Abschluss des Aktionstages "Kosmos Erde - Tag der Nachhaltigkeit" am Ende des diesjährigen MHIL-360°-Festivals. Die Aufführung mit launig-kenntnisreichen Kommentaren von Astrophysikers und TV-Moderator Harald Lesch war ein schönes Geschenk für all die Spenden in Pandemiezeiten der Freunde, Förderer und anderer Besucher der Konzerte der Philharmoniker.
Mitglieder der Philharmoniker mischten sich mit solchen der Orchesterakademie und des Odeon-Jugendsinfonieorchesters. Jonas Müller duettierte als Adam fein mit der Eva Flore van Meerssches, während die Engel Gabriel, Uriel und Raphael mit Theresa Dax, Thomas Kiechle und Manuel Winckhler zart besetzt waren. All diese Sängerinnen und Sänger besaßen jeweils ein schönes Timbre und feinen Ausdruck, gestalteten aber unterschiedlich reif und sicher. Dazu kam der mit der "Schöpfung" wohlvertraute Philharmonische Chor, der in den prägnanten Tempi singen durfte, die er mit seinem Leiter Andreas Herrmann einstudiert hatte.
(...) Ein schöner Bogen spannte sich vom Chaos mit kühnen Modulationen samt des effektvoll strahlenden "Es ward Licht!", hier verstärkt durch jede Menge rotierende Scheinwerfer, über die einzelnen Schöpfungstage bis hin zum finalen Lobpreis Gottes.
13./14.2.2022 München Isarphilharmonie
Johannes Brahms: Ein deutsches Requiem
Dir.: Paavo Järvi
Bitte entnehmen Sie dem verlinkten pdf das Presse-Echo ...
12.+14.2.2022 München Isarphilharmonie
Wolfgang Amadeus Mozart: Requiem d-moll
Dir.: Philippe Herreweghe
Süddeutsche Zeitung vom 14.2.2022:
Klassik
Enorm plastisch
Philippe Herreweghe ist einer der besten Bach-Dirigenten der Welt. In München aber triumphierte er jetzt mit dem "Requiem" von Wolfgang A. Mozart.
(... ) Man kann sich das alles als Gegenentwurf etwa zum klanglichen Expressionismus von Teodor Currentzis vorstellen. Aber, wo Currentzis auf Effekte setzt und Details unterordnet, konzentriert sich Herreweghe auf einen makellosen Klang, einen extrem gut vorbereiteten Chor und ein höchst diszipliniertes Orchester. Er verzichtet auch darauf, wie üblich die einzelnen Nummern etwa durch Attacca-Anschlüsse zu verbinden. Er glaubt an das Werk und weniger an die Zauberkraft des Dirigenten, aus allem ein Meisterwerk machen zu können. (...)
Münchner Merkur vom 14.2.2022
Schlichtes, das zu Herzen geht
Herreweghe dirigiert ein Mozart-Programm bei den Münchner Philharmonikern
(...) Volle Reihen gab es ebenfalls auf der Empore oberhalb der Bühne, wo der Philharmonische Chor diesmal akustisch deutlich besser untergebracht schien als bei vorangegangenen Aufführungen. Als beim "Requiem" aus knapp 70 Kehlen das machtvolle "Kyrie eleison" erschallte, danach aber trotzdem noch Steigerungspotential für das erbarmungslos hereinbrechende Dies irae" blieb, zeigte sich eindrucksvoll, wie differenziert Philippe Herreweghe bei seiner packenden Interpretation selbst in extremen Momenten wie diesen zu arbeiten verstand. Der Originalklang-Spezialist pflegte mit den flexibel agierenden Philharmonikern einen historisch informierten Zugang und verlieh dem Werk mit straffen Tempi eine Schlichtheit, die zu Herzen ging (...)
AZ vom 13.2.2022
Isarphilharmonie: Unter der Leitung von Philippe Herreweghe musizieren die Münchner Philharmoniker und ihr Chor ein reines Mozart-Programm
(...) Einen echten Verlust aber hätte es bedeutet, den fabelhaften Philharmonischen Chor München nicht gehört zu haben. Vom Balkon herab entfaltet er seine volle Pracht: einen warmen, doch transparenten Gesamtklang, zusammengesetzt von kraftvollen Stimmregistern (Tenöre!), die höchste sprachliche Plastizität mit maximaler Farbigkeit verbinden (Einstudierung: Andreas Herrmann). Auch angehörs der Solistinnen und Solisten war es eine gute Entscheidung, das unvollendete Requiem nicht wie Zubin Mehta vor ein paar Jahren dort abreißen zu lassen, wo Mozarts originaler Text endet. In der Süßmayr-Fassung kann man der eindrucksvollen bassistischen Autorität von Tareq Nazmi, dem geschmackvoll phrasierenden Tenor von Mauro Peter, dem opulentem wie klarem Mezzo von Eva Zaicik und dem berückend dunklen Wohllaut der Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller noch ein wenig länger zuhören. Wenn diese vier angekündigt werden – und der Philharmonische Chor! –, dann sollte man unbedingt daran denken, den Ausweis einzustecken.
BR-Klassik vom 13.2.
KRITIK – HERREWEGHE MACHT MOZART MIT DEN MÜNCHNER PHILHARMONIKERN
EINFACH AUS DEM HANDGELENK
(...) Die Details funkeln, das Tempo atmet, aber den Ausschlag gibt immer die Großform, nicht das Klein-Klein der Einzelheiten. Den Philharmonikern macht das hör- und sichtbar großes Vergnügen. Dieser Ansatz kommt auch dem Requiem zugute. Schon in den ersten Takten gibt die Bassgruppe eine Linie vor, die dem Schreiten des imaginären Trauerzugs einen Pfad bahnt – mit Ziel und Richtung und gegliedertem Verlauf. In den Chor-Fugen öffnen und schließen sich die Bögen, das Ganze ist immer viel mehr als die Summe der Details. Die Tempi sind rasch, aber nie sportlich, motorisch oder effekthascherisch schnell. Im exzellenten Solisten-Quartett überzeugt besonders der profunde Bass von Tareq Nazmi. (...) klangschön und dynamisch sehr differenziert. (...)
und BR-Klassik Audio-Besprechung
https://www.br-klassik.de/audio/kritik-philippe-herreweghe-dirigiert-die-muenchner-philharmoniker-100.html
Klassik.com vom 14.2.2022
Strahlendes ewiges Licht
Ein reines Mozart-Programm spielen die Münchner Philharmoniker aktuell in der Isarphilharmonie. Zu Gast am Pult ist Philippe Herreweghe, der sich – u.a. mit seinem Collegium Vocale Gent – einen bedeutenden Namen als Originalklangexeget gemacht hat. Sein Repertoire-Horizont bleibt dabei keineswegs im 17. und 18 Jahrhundert stehen, auch Brahms und Mahler hat er sich in seiner Vielseitigkeit schon genähert.
(...)
Einen musikalisch mitreißenden Sog erzeugt das Fegefeuer des „Dies Irae“, hier geht Herreweghes zupackender Ansatz mit massiven dynamischen Wellenbewegungen ebenso auf wie in den verzehrenden Flammen des „Confutatis“. Im „Salva me“ und dem „Voca me“ wären zartere klangliche Abstufungen möglich. Vom ersten Einsatz an („Te decet hymnus“) begeistert Hanna-Elisabeth Müllers schlank phrasierender Sopran, mit hellen Spitzentönen lässt sie das ewige Licht („Lux aeterna“) leuchten. Eva Zaïciks Mezzo-Timbre verströmt kantable Wärme, Tareq Nazmis voluminöser, beweglicher Bass (z.B. „Tuba mirum“) überzeugt auf ganzer Linie. Auch Mauro Peter singt eine solide Tenor-Partie, lediglich kurzzeitig klingt seine Stimme ein wenig gepresst. Auch die Interaktion der Solisten (z.B. „Recordare“) gelingt gut. Bestens aufgelegt ist der von Andreas Herrmann einstudierte Philharmonische Chor München, das zeigt sich etwa im erhaben strahlenden „Sanctus“, den kraftvollen „Quam olim Abrahae“-Einwürfen oder den subtilen Pianissimo-Sphären und Crescendi des „Lacrimosa“.
30./31.10.2021 München Isarphilharmonie
Antonio Vivaldi: Gloria
Dir.: Andrea Marcon
Bitte entnehmen Sie dem verlinkten pdf das Presse-Echo ...
08.-10.10.2021 München Isarphilharmonie - Eröffnungsfeierlichkeiten
Rodion Shchedrin: Der versiegelte Engel (1. Satz)
Maurice Ravel: Daphnis et Chloé (2. Suite)
Dir.: Valery Gergiev
Gavin Bryars: Jesus Blood Never Failed Me Yet
Terry Riley: In C
Dir.: Steven Walter & Iñigo Giner Miranda
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