Saison 2013/2014

21.07.2014 | Michaelskirche München
Johannes Brahms: Ein deutsches Requiem
Münchner Philharmoniker
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Philharmonischer Chor München
Mitglieder des Chores des Bayerischen Rundfunks
Einstudierung: Andreas Herrmann
Dirigent: Valery Gergiev

tz-online vom 22.07.2014
BR-Symphoniker und Philharmoniker ehren ihn
Lorin Maazel († 84): Der bewegende Abschied
München - In der Michaelskirche fand am Montagabend die bewegende Trauerfeier für Lorin Maazel statt, der am 13. Juli im Alter von 84 Jahren verstorben ist.
Renaissance bedeutet Wiedergeburt – und ist die schönste Epoche der Kulturgeschichte, weil der Mensch hier heraustritt aus vielen Zwängen und sich seiner selbst bewusst wird. Die Michaelskirche ist im Renaissance-Stil erbaut. Welcher Ort könnte würdiger, menschlicher sein als Münchens schönste Kirche? Hier fand am Montagabend die Trauerfeier für Lorin Maazel statt, der am 13. Juli im Alter von 84 Jahren verstorben ist.
München ehrt einen der größten Pultstars der Welt – und garantiert den technisch perfektesten, bei dem sich jeder Musiker sicher und geborgen fühlte. Und so war es eine ebenso schöne wie logische Sache, dass Maazels zwei einstige Orchester und Chöre zusammen Brahms’ Deutsches Requiem zelebrierten. Es ist nicht hoch genug zu loben, dass etliche Münchner Philharmoniker nebst Philharmonischem Chor und BR-Symphoniker nebst Chor in ihrer Urlaubszeit Maazel einen ergreifenden Abschied bereiteten. Ein tiefer Dank an alle Musiker, die tollen Solisten Christiane Karg und Georg Zeppenfeld und alle, die das Konzert ermöglicht haben – bei freiem Eintritt. Großer Respekt vor der Leistung des Philharmonischen Chorleiters Andreas Herrmann, der das Werk einstudierte. Dafür blieb dem Dirigenten des Konzerts, dem künftigen Philharmoniker-Chefdirigenten Valery Gergiev, keine Zeit. Er reiste zum Konzert an. Und erhielt eine Deutschstunde, weil sich die Choristen ohne Anleitung des Pultstars allein durch den Text bewegen mussten. Bis auf kleine unterschiedliche Tempo-Auffassungen (vor allem in den Fugen) hatte Valery Gergiev, der ohne Stab dirigierte, alles im Griff.
Schon Stunden vor dem Einlass um 19.30 Uhr standen am Montag zwei lange Menschenreihen vor den beiden Pforten zu Sankt Michael – für Passanten gab es kaum ein Durchkommen durch die Fußgängerzone. Hunderte mussten draußen bleiben – wer unter den 1300 Glücklichen war, die es ins Konzert (bei freiem Eintritt) geschafft haben, wird das tiefe, große Erlebnis nicht vergessen.
Die Musiker spielten und sangen für Lorin Maazel, in tiefem Respekt, mit Wehmut und Wachsamkeit. Der Geist des toten Maestro durchwehte die Aufführung – und wir dürfen annehmen, dass der Geehrte vom Himmel herab sein verschmitztes, hellwaches und warmes Lächeln gesendet hat. In etwa so, wie es die Besucher auf dem Schwarz-Weiß-Porträt auf der Bühne sehen konnten.
Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?, heißt es im dramatischsten, sechsten Teil des Deutschen Requiems, das mit archaischer Wucht und größter Passion durch die Halle donnerte. Es gibt keinen Stachel, es gibt keinen Sieg der Hölle. Hier, in der schönsten Renaissancekirche nördlich der Alpen, spürte man die Kraft der Klassik: Hier wurden Trauer und Tod beim Wort genommen, sich dem Dunklen gestellt – und das Leid überwunden. Mit aller Liebe, Kraft und Schönheit, die Brahms’ unsterblicher Totengesang uns geschenkt hat.
Matthias Bieber
Auf www.br-online.de können Sie das Konzert im Internet sehen, und am 27. Juli um 10 Uhr sendet das Bayerische Fernsehen einen Mitschnitt.


09./10.07.2014 | Philharmonie München
Igor Strawinsky: Oedipus Rex
Münchner Philharmoniker
Philharmonischer Chor München (Einstudierung: Andreas Herrmann)
Dirigent: Valery Gergiev

Abendzeitung vom 11.7.2014
AZ vom 11.7.2014
Spontan statt unterkühlt
Valery Gergiev beendet seinen Strawinsky-Zyklus
im Gasteig mit „Ödipus Rex“
Jedes Konzert dieses Zyklus folgte einer klaren Dramaturgie. Beim ersten Stück fehlten die letzten zehn Prozent. Dann raufte man sich zusammen. Und nach der Pause war es überwältigend.
Nach zwei Abenden Ende Mai mit dem Mariinski-Theater St. Petersburg beschlossen nun die Münchner Philharmoniker im Gasteig die vierteilige Reihe. Das Orchester der Stadt und sein künftiger Chefdirigent begannen mit dem frühen „Feu d‘artifice“. Bei dieser farbigen Schilderung eines Feuerwerks gab es zwar keine Fehlzündungen, aber doch Unschärfen im rhythmischen Gesamtablauf.
Der zwölftönig nachgewürzten Neoklassizismus des Balletts „Agon“ gelang danach lebendig. Gergiev und die Philharmoniker betonten die wilden Farbmischungen, etwa in der Sarabande, die zwei Posaunen mit der Solovioline und einem Xylophon zusammen- bringt. Glatte Perfektion war nicht beabsichtigt, aber die Spontaneität, mit der hier gespielt wurde, ist für den Hörer letztlich interessanter als ein unterkühlter Strukturalismus.
Beim Opern-Oratorium „Ödipus Rex“ passte Gergievs Alfresco ideal zu den in Marmor gehauenen Verdi- und Händel-Anspielungen der Musik.
Der warme Klang des Orchesters mischte sich ideal mit dem von Andreas Herrmann bestens einstudierten philharmonischen Männerchor, Elena Semenchuk (Jokaste) und Sergej Semiskur (Odipus) sangen kraftvoll und doch klangschön. Auch die kleinen Rollen waren mit Mikhail Petrenko (Teiresias) und Evgeny Nikitin (Kreon) luxuriös besetzt. Klaus Maria Brandauer sprach leider verstärkt, was bei Klassischer Musik unpassend wirkt. Aber seine listig-leise Interpretation der Zwischentexte hätte sich sonst kaum vermittelt.
Vorm Gasteig gab es ein paar Demonstranten. Aber zum Thema Gergiev und Politik ist alles gesagt; deshalb ist es besser, eine Zeitlang nur die Musik sprechen zu lassen. Wenn‘s so weitergeht wie mit diesem Strawinsky-Zyklus, mag den Anfangs-Wirren doch ein schöner Sommer folgen.
Robert Braunmüller

klassikinfo.de vom 10.7.2014
Konzertkritik: Valery Gergiev
Objektivierte Tragik
Valery Gergiev führte mit den Münchner Philharmonikern Strawinskys Opern-Oratorium „Oedipus Rex“ auf – und begeisterte das Publikum trotz Protests draussen vor der Tür.
Von Robert Jungwirth
An das Bild wird sich Valery Gergiev gewöhnen müssen: Während in den Konzertsälen der Welt die Zuhörer der Musik und seiner Dirigierkunst applaudieren, demonstrieren draußen vor den Türen Menschen gegen Gergievs offensive Unterstützung der Politik Putins im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise und gegen Homosexuelle. Auch jetzt bei Gergievs jüngsten Münchner Auftritt bei seinem zukünftigen Orchester, den Münchner Philharmonikern, erwartete eine Gruppe Ukrainer mit Plakaten und Flugzetteln die Konzertbesucher und forderte: „Kein Applaus für Putin“. Ihr Anliegen ist berechtigt und der Protest gegen Gergiev ist selbstverständlich vollkommen legitim, ja unterstützenswert. Doch applaudiert in der Philharmonie sicherlich niemand für Herrn Putin, wenn Gergiev sich verbeugt. Bei aller Problematik, die die Causa Gergiev speziell für München mit sich bringt, im Konzertsaal wird tatsächlich nicht Politik sondern Musik gemacht, und die Zuhörer waren sich darüber auch einig, die Musik als Musik zu nehmen und sie also solche zu bewerten…
Zu hören waren als Abschluss von Gergievs Münchner Strawinsky-Zyklus drei selten aufgeführte Werke, die Fantasie für Orchester „Feu d’artifice“, das Ballett „Agon“ und als Hauptwerk das Opern-Oratorium in zwei Akten nach Jean Cocteau „Oedipus Rex“. Drei Werke aus drei ganz unterschiedlichen Schaffensphasen Strawinskys. Während die Fantasie die Ablösung von den russischen Vorbildern auf dem Weg zum „Feuervogel“ und zum „Sacre“ widerspiegelt, ist der „Oedipus“ von 1927 ein Werk der Neuorientierung nach den Welterfolgen mit eben jenen Balletten. Und Agon von 1957 steht für Strawinskys späten abgeklärten Klassizismus.
Schmissig und klarsichtig zugleich klang das „Feuerwerk“ als Einleitung, virtuos, aber nicht vordergründig. Und Agon bestach in der Interpretation der Philharmoniker unter Gergiev durch sublime kammermusikalische Raffinesse und Eleganz. Ganz selbstverständlich klangen die vertracktesten rhythmischen, melodischen oder kontrapunktischen Eigentümlichkeiten dieser voller Überraschungen steckenden Partitur. Ganz wunderbar auch die Solovioline im Concertino mit zwei Posaunen und Metallophon, die in ihrem zweiten Solo mit kleinem Orchester erstaunliches offenbarte: Strawinskys doch irgendwie vorhandenen Bezug zur Zweiten Wiener Schule: das klang doch fast nach einer kleinen Referenz an das Berg’sche Violinkonzert…
Das Hauptwerk, den Oedipus, spielten die Philharmoniker nicht minder überzeugend und mit konzentrierter Plastizität unter der ebenso konzentrierten und beredten Leitung Gergievs: mit Wucht und Dramatik, aber ebenso mit raunendem Staunen angesichts des ungeheuerlichen Dramas, das sich da abspielt. Die Kontraste verfehlten ihre Wirkung nicht, das Publikum saß bewegungslos vom Beginn bis zu Ende gebannt lauschend und applaudierte mit großer Begeisterung am Ende einer Aufführung und einem Werk, das sicher nicht große Oper ist, dafür mit nicht minder suggestiver, quasi objektivierter Tragik aufwartet. Für die überzeugende Wirkung sorgten auch der phantastisch präparierte und stimmgewaltige Männerchor des Philharmonischen Chors, einstudiert von Andreas Herrmann, die Gesangssolisten, allen voran Sergej Semishkur als Oedipus, Evgeny Nikitin als Kreon und Bote und Ekaterina Semenchuk als Jokaste sowie die höchst wandelbare und eindringliche Erzählerstimme Klaus Maria Brandauers, den man bemerkenswerterweise für die Sprecherrolle engagiert hatte.

SZ (Feuilleton) vom 11.07.2014
Kratzbürste
Gergiev beendet seinen Münchner Strawinsky-Zyklus
"Für mich", erklärte Igor Strawinsky 1968, "ist Kunst etwas Willkürliches, und sie muss künstlich sein." Offenbar ist Dirigent Valery Gergiev jetzt bei den Münchner Philharmonikern, deren Chef er ab 2015 sein wird, mit dem Ziel angetreten, die gelegentlich doch recht struppige Wahrheit dieses Satzes zu illustrieren. Weshalb Gergiev zum Abschluss seines Münchner Strawinsky-Zyklus passenderweise das Ballett "Agon" von 1957 aufs Programm setzte, eine spröd konstruierte Tanzmusik, die Kürze mit Zahlenkombination, Gefühlsverweigerung mit Eleganz, Abstraktion mit Körperlichkeit vereint.
In diesem selten zu hörenden Stück ist der Bastler und Intellektuelle Strawinsky ganz bei sich selbst. Er nimmt sich aus der Musikgeschichte, was ihm taugt, er erfindet seine eigenen Regeln, oft auch gegen das, was gemeinhin als "musikalisch" gilt. Obwohl ein großes Orchester auf der Bühne hockt, werden meist nur ausgewählte Kammermusikensembles beschäftigt. In der Summe gibt das ein eigentümlich ungemütliches Artefakt, das den Hörer nie einlullt, sondern ihn durch seine Kratzbürstigkeit gleicherweise anlockt wie abstößt. Diese Janusköpfigkeit gelang Gergiev und den Philharmonikern verblüffend brilliant und leicht. Nicht zuletzt, weil diese Musik Gergiev keine Chance bot, seinen hang zum Romantisieren auszuleben.
Genausowenig wie dann der Oedipus Rex", dieser 30 Jahre vor "Agon" entstandene Opernoratoriumszwitter mit lateinischen Gesangstexten und launig erklärendem Erzähler. Die Geschichte vom Vatermörder, der aus Versehen seine Mutter heiratet, hat Texter Jean Cocteau unüberhörbar ironisiert, was Sprecher Klaus Maria Brandauer manchmal bis hin zur Outrage unterstreicht.
-- Eine fulminante Musik, die den Zuhörer förmlich überrollt --
Strawinsky verbirgt ebensowenig wie Cocteau sein staunendes Unverständnis ob dieser Geschichte, die die heillose Geworfenheit des Menschen in eine heimtückische Welt durchdekliniert. Aber anders als Komponistenkollegen in romantischer Tradition versucht Strawinsky nie, das Geschehen verständlich zu machen. Er gibt ihm nur eine gewaltige, dunkle und fulminante Musik mit, die den Zuhörer wie ein pyroklastischer Strom überrollt.
Das machen Gergiev, die Philharmoniker und ihr Männerchor genauso packend deutlich wie den tänzerischen Spott, der beim Tod der Jokaste die Musik befällt.
Die Solisten dagegen, angeführt von Sergej Semishkur in der Titelrolle und Ekaterina Semenchuk als seine Mutter-Ehefrau Jokaste, wirken leicht irritiert angesichts Strawinskys Verachtung für alle Opernpsychologie und die musikalische Vertiefung der Charaktere. Doch Strawinsky gibt niemandem eine Chance. Er, der nichts für Interpretation und deren feinheiten übrig hat, lässt seine dunklen Klanggewölle kalt über alle hinwegrollen - sogar über die eigenen Interpreten.
Reinhard J. Brembeck

OVB online / tz / MM vom 11.07.2014
Abschied in den Sommer
Münchner Philharmoniker, Gasteig.
Mit einem besonderen Programm verabschiedeten sich am Mittwoch im gut besuchten Gasteig die Münchner Philharmoniker in die Sommerpause: Am Pult stand der designierte Chef, Valery Gergiev, und auf dem Pult lagen ausschließlich Noten von Igor Strawinsky. Als Höhepunkt das eigenwillige Opern-Oratorium „Œdipus Rex“. Der verstärkte, von Andreas Herrmann einstudierte Männerchor des Philharmonischen Chores kommentierte das Geschehen wie im antiken Drama. Aber er huldigte auch der Königin Jokaste.
Sicher und mit archaischer Wucht folgten die Sänger Gergiev durchs rhythmisch markante Geschehen, das unüberhörbar den Münchner Carl Orff beeinflusst hat.
Strawinsky griff bei seiner 1927 in Paris uraufgeführten Antiken-Vertonung auf Cocteaus französische Version des griechischen Originals von Sophokles zurück, die der Komponist wiederum ins Lateinische übersetzen ließ. Trotz der damit angestrebten Verfremdung zieht Strawinsky den Hörer vor allem in den Soloparts ins tragische Schicksal des unschuldig-schuldigen Vatermörders und Mutterschänders Ödipus.
Mit ausdrucksintensivem Tenor erfüllte Sergej Semishkur seinen Part. Evgeny Nikitin imponierte mit mächtigem, dunklem Bariton in der Rolle des herrischen Kreon und des wissenden Boten. Jugendlich-hell klang der Hirte von Alexander Timtschenko, während Mikhail Petrenko in die Tiefen des Sehers Teiresias hinabstieg. Mit leicht gaumigem, so höhen- wie tiefensicherem Mezzo kämpfte Ekaterina Semenchuks Jokaste gegen das unheilverkündende Orakel. Klaus Maria Brandauer war ein durchaus teilnehmender Sprecher. Die Philharmoniker glänzten unter Gergievs zupackendem Dirigat sowohl in Strawinskys stilistisch faszinierendem Mix wie zuvor in den aparten Instrumental-Kombinationen des Ballets „Argon“ und dem sprühenden Auftakt mit „Feu d’artifice“. Riesenapplaus.
Gabriele Luster


29.06.2014 | Pfarrkirche St. Katharina Wolfegg
05.07.2014 | Bamberger Dom
Antonín Dvorak: Stabat Mater
Bamberger Symphoniker
Philharmonischer Chor München (Einstudierung: Andreas Herrmann)
Dirigent: Manfred Honeck

Fränkischer Tag vom 7.7.2014
Eine Interpretation zum Niederknien
(...) Als vokale Partner hatten sie diesmal herausragende Gesangssolisten sowie Münchens famosen Philharmonischen Chor (Einstudierung: Andreas Herrmann) gewinnen können.
In Oratorien spielt der Chor eine so tragende Rolle (durchaus vergleichbar dem kommentierenden und mitfühlenden Chor der griechischen Tragödie), dass es eigenartig anmutet, wenn man ihn gar nicht sehen kann. Trotz der verdeckten Aufstellung im Ostchor des Domes waren seine außerordentlichen sängerischen und gestalterischen Qualitäten jedoch bestens zu hören, denn Manfred Honeck wusste den Orchesterpart in allen Chorstücken bzw. -abschnitten klanglich in idealer Weise aufzufächern.
(...) Eine Interpretation zum Niederknien! Nach dem Verklingen der letzten Töne minutenlanges Schweigen - es hätte gerne noch länger andauern dürfen

Vorarlberger Nachrichten vom 01.07.2014:
Mit dramatischer Prachtentfaltung
Wolfegg - „Stabat Mater“ wurde eine denkwürdige Aufführung.
Festivalchef Manfred Honeck hob Dvoráks „Stabat Mater“ auf höchstes Niveau.
Es entspricht dem Wesen und der religiösen Denkweise des Vorarlberger Dirigenten Manfred Honeck, dass auch angesichts eines prominenten Jubiläums der Fokus auf Zeit und Ewigkeit gerichtet wird. So gestaltete er am Sonntag zum Abschluss der 25. Saison des Festivals in Wolfegg auch Dvoráks Marienklage „Stabat Mater“ auf höchstem Niveau zu einem äußerlich glänzenden, innerlich tief berührenden Manifest des Glaubens.
Die sogar mit Stehplätzen belegte übervolle Barockkirche des Allgäuer Örtchens bietet auch diesmal das beeindruckende Ambiente für geistliche Einkehr, wie sie ein Manfred Honeck versteht und als international tätiger künstlerischer Leiter des Festivals seit genau 20 Jahren musikalisch zelebriert. Das Werk von Antonin Dvorák begleitet ihn seit Jahrzehnten und schien ihm auch hier am rechten Platz, drückt der Komponist darin doch den Schmerz über den frühen Verlust seiner drei Kinder ebenso aus wie die Gottesmutter den über den Tod Jesu. Trauer und Hoffnung liegen bei Dvorák jedoch dicht beisammen, in volksnahen Melodien seiner Heimat keimt auch Zuversicht auf. Damit zählt das 1877 vollendete Werk bis heute ungebrochen zu seinen populärsten Kompositionen.
-- Eine Einheit --
Dvorák hat sein „Stabat Mater“ bewusst für den großen Sakralraum angelegt. Honeck bezieht geschickt die wunderbare Kirchenakustik mit ein und erreicht mit seinem exzellent ausgewählten und vorbereiteten Ensemble Klangwirkungen von monumentaler Durchschlagskraft und Präsenz, aber auch in romantisch verschleierter Zartheit. Vom Altar aus steuert er nach einem klaren Konzept sein gewaltiges Ensemble so, dass sich alles fast wie von selbst zur perfekt gemischten, in sich geschlossenen Einheit fügt. Dabei ist ihm der Philharmonische Chor München, dem in der Textausdeutung anspruchsvolle Aufgaben übertragen sind, ein flexibel agierendes Instrument von beeindruckender Klangkultur, Höhensicherheit der Soprane und Dynamik. Die traditionsreichen Bamberger Symphoniker sind ein Garant für sauberes, tief inspiriertes Musizieren.
Simone Schneider setzt ihren lyrischen Sopran strahlend und voll Wärme ein, die Altistin Gerhild Romberger prunkt mit dunklen Farben, der Koreaner Yosep Kang lässt durch seinen eleganten, jugendlich hellen Tenor aufhorchen und der Bass Georg Zeppenfeld verbindet gesangliche Schönheit mit Intensität.
In Summe wird Dvoráks „Stabat Mater“ als Idealfall aus dramatischer Prachtentfaltung und Innigkeit des Ausdrucks zu einer der denkwürdigsten Aufführungen der letzten Jahre in der Reihe der von Manfred Honeck disponierten und geleiteten Wolfegger Kirchenkonzerte.
Fritz Jurmann

Schwäbische Zeitung vom 01.07.2014
Dvoráks „Stabat Mater“ ist weiterer Höhepunkt bei Wolfegger Konzerten
Leiter Manfred Honeck taucht mit Solisten, Chor und Orchester in großen romantischen Ausdruck der Totenklage
Wolfegg sz (von Katharina von Glasenapp)
Nach den wunderbaren Konzerten in der Alten Pfarr und im Rittersaal setzte die Aufführung von Antonin Dvoráks „Stabat Mater“ einen tief berührenden Schlusspunkt bei den 25. Internationalen Wolfegger Konzerten.
Unter der Leitung von Manfred Honeck verschmolzen die Bamberger Symphoniker, die Bayerische Staatsphilharmonie, der Philharmonische Chor München und ein hochrangiges Solistenquartett zu einer beeindruckenden Einheit.
In der voll besetzten Kirche St. Katharina erlebte man die intensiven slawischen Klänge in ihrem tiefen Ausdruck von Klage, Trauer, Trost und alles überhöhender Hoffnung.
Als Dvorák die Komposition des großen Werks begann, war eines seiner Kinder kurz nach der Geburt gestorben. Ein Jahr später waren im Abstand von wenigen Wochen auch zwei weitere Kinder gestorben, eines an einer Vergiftung, der erstgeborene Sohn an den Pocken. Danach ging der Komponist an die Instrumentierung des groß besetzten kirchenmusikalischen Werks, das auf Grund seiner Ausdehnung nicht im Gottesdienst aufgeführt wird.
-- Musik wird zum Gottesdienst --
Bei Manfred Honeck ist diese tief empfundene Musik in besten Händen, wird zum Gottesdienst: An den Bamberger Symphonikern, die er als erstes deutsches Orchester dirigierte und denen er seit vielen Jahren durch zahlreiche Konzerte verbunden ist, liebt er den dunklen, samtigen Klang. Seit jeher ist das Orchester mit der Musik Dvoráks vertraut, waren doch zahlreiche ausgewanderte tschechische Musiker unter den Gründungsmitgliedern. Auch wenn der Klangkörper sich längst verjüngt hat und natürlich das gesamte Repertoire spielt, scheint die Affinität zur slawischen Musik in den homogenen Streichern und den farbenreichen Bläsern noch gegeben. Selbst in dem für die geforderte Größe der Besetzung sehr kleinen Altarraum wurde dies deutlich. Unter Honecks formenden Händen entfalteten sich die von Trauer erfüllten, chromatisch absteigenden Leitmotive in all ihrer Dichte, wurden Spannungsbögen, Steigerungen, expressive Ausbrüche und Pianopassagen voller Intensität herausgearbeitet.
Dvoráks „Stabat Mater“ ist auch für leistungsstarke Chöre ein Lieblingswerk. Auch hier hatte Honeck im Philharmonischen Chor München und seinem Leiter Andreas Herrmann bewährte Partner mit strahlendem Glanz und großer Pianokultur in allen Registern.
-- Leuchtender Sopran, voller Bass --
Die großen Aufschwünge meisterte der Chor ebenso wie das fast geflüsterte Stammeln, im Wechselgesang mit den Solisten und im grandiosen Schlussteil entstanden ergreifende Momente.
Im ausgewogenen Solistenquartett waren Simone Schneider mit leuchtendem Sopran, Gerhild Romberger mit ihrer glühend intensiven Altstimme, Yosep Kang mit bisweilen etwas eng geführtem Tenor und der kurzfristig eingesprungene Georg Zeppenfeld mit seriösem und klangvollem Bassfundament vereint.
Mit diesen Ensembles von Solisten, Chor und Orchester tauchte Manfred Honeck tief ein in den großen romantischen Ausdruck der Totenklage, die in weiten Bögen ausschwingt, wunderbar lyrisch ist und mit dem gleißenden Ausruf „Paradisi gloria“ im letzten Satz einen überwältigenden Höhepunkt erreicht. Das jubelnde Amen glich einem Freudentaumel in höchster Seligkeit. Als der Chor dann a-cappella den Hymnus „Quando corpus morietur“ anstimmte und das eineinhalbstündige Werk in verklärten Flöten- und Streicherklängen endete, wurde wohl jeder im Kirchenschiff gepackt. Dieses Konzert wird am 5. Juli im Bamberger Dom wiederholt, für Wolfegg aber darf man auf viele weitere Konzerte mit Maestro Honeck hoffen.


06./07./09.02.2014 | Philharmonie
Giuseppe Verdi: Requiem
Münchner Philharmoniker
Philharmonischer Chor München (Einstudierung: Andreas Herrmann)
Dirigent: Lorin Maazel

SZ (Feuilleton) vom 08. Februar 2014

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AZ (Kultur) vom 08. Februar 2014
Die Münchner Philharmoniker im Gasteig
Eindringlich: Verdis "Messa da Requiem" unter Lorin Maazel
Der Chefdirigent der Münchner Philharmoniker mit Verdis Totenmesse im Gasteig
Allein die körperliche Leistung ist bewunderungswürdig. Im März wird er 84, doch das scheint ihm nichts auszumachen. Eineinhalb Stunden steht Lorin Maazel auf dem Podium, vor sich auf dem Pult ein Glas Wasser. Er dirigiert auswendig und gibt doch jeden erforderlichen Einsatz. Künstler wie Publikum können sich wie in Abrahams Schoß fühlen.
(...) Wie er dann stets den richtigen Tonfall für die Dramatik und die Gebärden der Musik fand, ohne in aufgesetzte Theatralik oder opernhafte Vergröberungen zu flüchten, war von eindringlicher Überzeugungskraft. Das Orchester, der von Andreas Herrmann prächtig vorbereitete Philharmonische Chor und klug ausgewählten Solisten (Anja Harteros, Daniela Barcellona, Wookyoung Kim, Georg Zeppenfeld) halfen ihm dabei. Danach gab es Ovationen, Blumen, das Übliche eben für einen außerordentlichen Abend.
Volker Boser

fabiuskulturschockblog vom 9.2.2014
Münchner Philharmoniker:
Lorin Maazel dirigiert Verdis “Messa da Requiem”
Posted on February 9, 2014 by fabiusst
(...) Die Philharmoniker zeigten sich in allen Gruppen hochkonzentriert und sicher und auch der Philharmonische Chor in der Einstudierung von Andreas Hermann war im donnernden Forte ebenso präsent und homogen wie im mehrfachen pianissimo. (...)

MM vom 8./9.2.2014
(...) der größte Chor (so homogen, so unforciert, so präzise) (...)
(...) Maazel gelingen im fast ausverkauften Gasteig Momente, bei denen einem der Atem stockt. (...)
(...) Der Klang ist balanciert, überrumpelnd in seiner Fülle, nie überreizt. Heikles wie die Ferntrompeten im "Tuba mirum" glücken CD-reif." (...)
(...) bei einem Philharmonischen Chor in 1A-Form (...)


31.12.2013/02./03.01.2014 | Philharmonie
Ludwig van Beethoven: IX. Symphonie (Ode "An die Freude")
Münchner Philharmoniker
Philharmonischer Chor München (Einstudierung: Andreas Herrmann)
Dirigent: Lorin Maazel

AZ vom 02.01.2014
Gereifte Gelassenheit im Gasteig
(...) Im Finale balancierte Maazel die Philis perfekt gegen den ohne Schärfen im Sopran singenden Philharmonische Chor aus (Einstudierung Andreas Herrmann) und machte viele Nebenstimmen hörbar. (...)

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18./19./20.12.2013 | Philharmonie
Igor Strawinsky: Les noces
Igor Strawinsky: Le Roi des Etoiles

Münchner Philharmoniker
Philharmonischer Chor München (Einstudierung: Andreas Herrmann)
Dirigent: Valery Gergiev

SZ (Feuilleton) vom 20. Dezember 2013
Die Verführer als Hohepriester
Varery Gergiev dirigiert Strawinsky in München
(...) Peitschende Akkorde, hartes Holz und schlichter, aber stets verzweifelt vorgetragener Chorklang waren das Gebot der Stunde. Das konnte einem aber schon auch an die Nieren gehen. Und andererseits: Wie Gergiev das Orchester zu rhytmischer Verdichtung zwingt, zu beschleunigten Crescendi und alles präzise zu einem Sog verstrudelt - das ist schon hohe, höchste Überwältigungskunst. (...) viel Beifall.

MM vom 20.12.2013
Gergiev dirigiert die Philharmoniker
(...) Chor und Instrumentalsolisten schlugen sich hochrespektabel, von Gergiev mit kleinen Zeichen gelotst. (...)

AZ vom 20.12.2013
Münchner Philharmoniker
Ein großer Sprung nach vorn
(...)

klassikinfo vom 19.12.2013
Strawinsky pur
Valery Gergiev empfiehlt sich mit dem ersten Teil seines Strawinsky-Zyklus' bei seinem zukünftigen Orchester, den Münchner Philharmonikern, als unumschränkte Autorität in Sachen slawisches Repertoire.
(...) "Die Russischen Tanzszenen mit Gesang und Musik“ „Les Noces“ (Die Hochzeit) gelangen nicht minder überzeugend. Ganz hervorragend auch der Philharmonische Chor München (einstudiert von Andreas Herrmann). Die russische Idiomatik ging den Sängerinnen und Sängern so geläufig über die Lippen, als hätten sie nie etwas anderes gesungen. Gergiev sorgte seinerseits für lebendiges, ja handfestes, dabei immer delikat aufeinander abgestimmtes und ausgehörtes Musizieren – ganz im Sinn eines farbenfrohen Bilderbogens einer ländlichen Hochzeit (...)
Auffallend, wie exakt Gergiev dirigierte, ganz ohne sein sonstiges nervöses Händeflattern. Die Chemie zwischen ihm und den Musikern der Münchner Philharmoniker jedenfalls scheint zu stimmen – jenseits aller aktuellen äußerlichen Irritationen. Das klangliche Ergebnis ist beeindruckend und zeigt, zu welchen Leistungen dieses Orchester fähig ist. Man darf sich auf die Fortsetzung des Strawinsky-Zyklus freuen.


17./19./20.10.2013 | Philharmonie
Benjamin Britten: War Requiem
Münchner Philharmoniker
Tölzer Knabenchor (Einstudierung Ralph Ludewig)
Philharmonischer Chor München (Einstudierung: Andreas Herrmann)
Dirigent: Lorin Maazel

Münchner Merkur vom 19.10.2013
Glück und Betroffenheit
Lorin Maazel dirigierte Brittens „War Requiem“ im Gasteig
(...) Beglückend vor allem die ausgezeichnete Balance zwischen Orchesterapparat und Chor, der sich – aufgeteilt in Männer- und Frauenstimmen – auf die beiden Ränge links und rechts der Bühne postiert. Wie ein Magier schnürt Maazel das Klang-Geäst zusammen, am überzeugendsten bei Stellen höchster Intimität. (...)

Straubinger Tagblatt vom 19.10.2013
Totenmesse gegen alle Kriege
Münchner Philharmoniker und der Philharmonische Chor unter Lorin Maazel mit Brittens "War Requiem"
(...) Die klangliche Ausdehnung ist enorm, zumal der von Andreas Herrmann ausgezeichnet einstudierte Philharmonische Chor durch die Ausgeglichenheit und Stabilität der einzelnen Stimmgruppen eine begeisternde Präsenz erhält. (...)

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26./27./28.09.2013 | Philharmonie
Felix Mendelssohn Bartholdy: Die erste Walpurgisnacht
Münchner Philharmoniker
Philharmonischer Chor München (Einstudierung: Andreas Herrmann)
Dirigent: Pablo Heras-Casado

klassikinfo.de vom 28.09.2013
Jenseits des Gewöhnlichen
Pablo Heras-Casado begeistert mit Strawinsky, Mendelssohn und Mussorgsky bei den Münchner Philharmonikern
(...) Mendelssohns Chorballade „Walpurgisnacht“ wird so zum Höhepunkt des Abends, denn neben einem ungemein farbig intensivem Orchester, das Heras-Casado zum Vibrieren und Singen bringt, überwältigt der Philharmonische Chor (Einstudierung: Andreas Herrmann) durch eine sprechende Klarheit und Schönheit, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt.
(...) kein Wunder, dass sogar Hector Berlioz, der ebenfalls 1831 seine „Symphonie Fantastique“ uraufgeführt hatte, Mendelssohns Kantate als „Meisterwerk“ schätze. In der Philharmonie konnte man es beglückt als solches erleben, Chor, Orchester, Solisten und Dirigent sei Dank!

SZ (Feuilleton) vom 28.09.2013
Noblesse mit Dämonie
(...) Doch der so gar nicht dogmatische Heras-Casado geht weit über Boulez und die historische Aufführungspraxis hinaus. Denn er stellt sich nicht misstrauisch gegen den großen Orchesterapparat und den riesig besetzten, aber fabelhaft singenden Philharmonischen Chor (...)

MM/TZ vom 28.09.2013
Grandios und furios
(...) eine Muster-Aufführung. Grandios, furios, zügig in den Tempi und extrem orientiert am Text: So plastisch deklamierend, so geschlossen und wendig (...)

AZ (Kultur) vom 28.09.2013
Überraschung in der Walpurgisnacht
Die Münchner Philharmoniker unter Pablo Heras-Casado mit Strawinsky, Mussorgsky und Mendelssohn
(...) Der Philharmonische Chor und exzellente Solisten - Charlotte Hellekant, Michael Schade, Michael Nagy - sorgten für Spannung und Atmosphäre. Eine Dreiviertelstunde, die wie im Fluge verging - Chapeau!

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